Der Rio Suchiate bildet die Staatsgrenze zwischen Mexiko und Guatemala, und nach dessen Überquerung sind wir mitten in El Carmen, dem guatemaltekischen Grenzort, wo es ein bisschen chaotischer zu- und hergeht. An einem unscheinbaren Schalter zwischen Geschäften erledigen wir problemlos die Einreise, die der Beamte nach der Kontrolle der Covid-Atteste in unsere Pässe stempelt. Einige Meter weiter, nun bei einem Gebäude, das tatsächlich nach einem Zoll aussieht, wird Obelix gegen Entgelt erst einmal etwas mit Desinfektionsmittel abgespritzt. Relativ lange benötigen wir für das Papier für die temporäre Einfuhr von Obelix. Zuerst ist der Schalter unbesetzt und niemand sonst im Raum scheint sich dafür zuständig zu fühlen. Ein Konvoi mit alten Autos, die alle ein zweites Auto schleppen und mit allerlei grossen Einkäufen aus Mexiko beladen sind, kommt uns auch noch dazwischen. Als sich schliesslich doch ein sehr freundlicher Beamter unserer annimmt, sind wir nach eineinviertel Stunden in unser erstes zentralamerikanisches Land eingereist. Was uns gleich auffällt sind die Kaffeesträucher entlang der Strasse, die mit zunehmender Höhe zu richtigen Plantagen werden. Nach der Durchquerung von San Raffael Pie de la Cuesta wird die Strasse aber erst richtig steil und wir steigen innert Kürze um achthundert Meter auf Rigi-Höhe. Hier liegt ein Vogelschutzgebiet für den guatemaltekischen Nationalvogel, den Quetzal, wo wir auch übernachten wollen. Damit das überhaupt geht, muss der Parkwächter erst mal noch zwei Leitungen, die den Weg überqueren, in die Höhe stemmen. Noch bevor wir uns richtig hingestellt haben sagt er uns, dass gerade jetzt die Möglichkeit bestehe, den Vogel beobachten zu können. Weiter unten in einem Tobel sind zwei mit Funk ausgerüstete Guides und ein Vogelfotograf. Vor allem dank dem professionellen Birdwatcher bekommen wir den Quetzal auch zu Gesicht. Genauer gesagt sind es sogar mehrere Männchen und Weibchen, wobei uns, trotz der schwierigen Lichtverhältnisse, das eine oder andere Foto der prächtigen Vögel gelingt. Leider gefällt es hier im feuchten Wald auch den Moskitos, was natürlich wieder einmal vor allem Isabella zu spüren bekommt. Zurück bei Obelix richten wir uns endlich richtig ein und gönnen uns ein Bier, zusammen mit ein paar gedippten Chips. Hier oben treibt der Nebel umher und nach der Hitze im Flachland lässt es einem rein von der Optik her fast schon frösteln. Aber weil Obelix wegen des ungünstigen Geländes mit Rücklage kämpft lassen wir das Kochen trotzdem sein und begnügen uns mit einer kalten Platte.
Um acht Uhr lassen wir uns wecken und machen uns nach einem Kaffee und einem Joghurt für eine neuerliche Pirsch bereit. Die uns einhüllenden Wolken von gestern sind einem blauen Himmel gewichen. Wir steigen wieder hinunter ins heute etwas hellere, freundlichere Tobel, wo aber ausser uns niemand zu sein scheint. Wir können auch keinen Quetzal entdecken, so gut wir auch schauen. So machen wir halt eine kleine Wanderung durch den kühlfeuchten Regenwald, der uns mit seinen vielen Farnbäumen sehr an Neuseeland erinnert. Bevor wir die Hoffnung auf einen Quetzal aufgeben besuchen wir noch schnell den Wasserfall, wo wir den Fotografen wieder antreffen. Er hat auch noch keinen Quetzal gesehen, wohl aber gehört. Schliesslich sind es die Guides von gestern, die uns ein Exemplar, und erst noch ein Männchen, ’auftreiben’. Der verflüchtigt sich aber bald wieder und der Versuch, ihn von einer anderen Warte aus zu sehen gelingt auch nicht. Schliesslich trifft noch eine ganze Gruppe von Besuchern ein und eine Sichtung wird noch schwieriger, denn meist sieht man einen Vogel nur von ganz wenigen Punkten aus. Wir verabschieden uns, gehen zurück zu Obelix und bezahlen noch den Eintritt und die Übernachtung. Irgendwie ist alles wieder einmal teurer als aufgrund der vorhandenen Informationen erwartet, was vor allem Isabella auf die Palme bringt. Wie auch immer, jetzt ist es Zeit das Frühstück nachzuholen und um halb zwei Uhr fahren wir los. Die Strasse steigt weiter sehr steil an nach San Marcos, das fast auf zweitausendfünfhundert Meter liegt. Interessant ist dann auch die Fahrt durch das gleich anschliessende, sehr enge San Pedro Sacatépequez. Die Strasse steigt schliesslich weiterhin sehr steil bis auf dreitausend Meter, von wo aus wir unser Tagesziel Quetzaltenango und seine Vorstädte erblicken. Als wir unten sind sehen wir uns nach Tankstellen um, um mal den einen unser Tanks zu füllen, denn der Diesel ist in Guatemala fast halb so teuer wie in Mexiko. Kaum wieder auf der Strasse geht es nur noch äusserst langsam vorwärts und wir benötigen für drei Kilometer fünfundvierzig Minuten, was uns an einen Stau in Kampala in Uganda erinnert. Schliesslich erreichen wir unseren im iOverlander ausgeguckten Platz in der Stadt doch noch, aber der erweist sich als Niete. So probieren wir es halt nicht weit entfernt an einer Tankstelle, wo wir die Nacht über tatsächlich stehen dürfen, wenn wir etwas Diesel Tanken. Das ist kein Problem, denn im anderen Tank haben wir noch Platz. Nachdem wir uns hingestellt haben ist es höchste Zeit zu kochen. Heute gibt es nun das Gemüse-Curry, das gestern dem abschüssigen Gelände zum Opfer gefallen ist. Nachdem die Tankstelle für die Nacht geschlossen hat, nimmt auch der Verkehr auf der Strasse ab und wir hoffen einigermassen schlafen zu können.
Obwohl die Tankstelle geschlossen ist, kurvt in der Nacht einmal ein Lastwagen vor uns durch und weckt uns. Und ab den frühen Morgenstunden beginnt auf der Strasse der laute Verkehr wieder. So sind wir wenigstens früh genug wach und fahren nach einem Kaffee und einem Joghurt für unsere Verhältnisse früh los. Wir verlassen Quetzaltenango nordwärts und nehmen eine Umfahrungsstrasse um auf die Carretera Interamericana CA-1 zu gelangen, stehen dort aber schnell vor einer Absperrung. Den Grund dafür finden wir später heraus, als wir in San Cristobal Totonicapan eine Viertelstunde im Stau stehen: Hier wird an der CA-1 gebaut und der starke Verkehr wird wechselseitig durchgewunken. Danach geht es in die Hügel und wir steigen dabei bis auf zweitausendachthundert Meter. Da hier viele schwer beladene Lastwagen und Sattelschlepper unterwegs sind kommen wir manchmal nicht sehr schnell vorwärts, denn die Strasse ist zwar gut ausgebaut, aber kurvig und unübersichtlich. Dazu kommen die Überlandbusse, die extrem aggressiv und absolut rücksichtslos unterwegs sind und die Situation hinter langsamen Fahrzeugen verkomplizieren. Kurz vor Mittag finden wir einen mehr oder weniger ebenen Platz neben der Strasse um unser Frühstück nachzuholen, hoch über einem Tal. Auch hier ist es nicht gerade idyllisch, wenn die Sattelschlepper mit ihren laut knatternden Motorbremsen vorbeifahren. Bis nach Huehuetenango ist es nun nicht mehr sehr weit. Davor liegt noch ein Checkpoint für Agrarprodukte, den wir etwas fürchten, aber er ist geschlossen. In Huehuetenango fahren wir zu einem Hotel ausgangs der Stadt, wo man sich hinstellen können soll. Es ist dann etwas komplizierter und wir müssen ein Zimmer nehmen, was allerdings immer noch weit billiger als ein Platz in einem RV-Park in den USA ist. So können wir auch noch eine schön warme Dusche geniessen und müssen nicht einmal unsere eigenen Handtücher mitnehmen. Nichts gegen das Hotelzimmer, aber obwohl Obelix nur zwanzig Meter neben der Hauptstrasse steht, schlafen wir doch lieber in unserem eigenen Bett. Davor gibt’s aber noch einen Znacht. Wir haben schon ewig lange eine Butternuss dabei, die heute wenigstens zur Hälfte gut gewürzt zusammen mit Bouillonreis gekocht und gegessen wird. Danach dauert es etwas bis wir schlafen gehen, denn hier haben wir nach drei Tagen dank Wi-Fi des Hotels wieder Zugang zum Internet. Kurz nach Mitternacht ist dann aber Schluss, denn das Signal macht offensichtlich auch Feierabend.
Es ist wie gestern: die Nacht durch ist die Hauptstrasse nicht sehr stark befahren, aber am Morgen in der Früh donnern dann vor allem schon die hupenden Busse vorbei. Deshalb sind wir samt Frühstück etwas früher als meistens unterwegs, was nicht schaden kann, denn heute wollen wir wieder über die Grenze zurück nach Mexiko. Zuerst wird aber an einer Tankstelle der eine Tank noch ganz mit dem günstigen Diesel gefüllt, bevor wir Huehuetenango westwärts verlassen. Wir folgen bis fast an die Grenze dem Tal des Rio Seleguá, in das sich der Fluss zum Teil recht tief eingegraben hat, mit entsprechend steilen Talflanken. Nachdem wir von der Qualität der Strassen in Guatemala bisher positiv überrascht wurden, entspricht diese hier, obwohl der höchsten Kategorie angehörend, dem was wir ursprünglich erwartet hatten. Sie weist immer wieder tiefe Löcher auf und ist allgemein in schlechtem Zustand. Wir kommen also wieder einmal nicht sehr schnell voran, was allerdings auch an den Lastwagen liegt, hinter denen wir oft herfahren müssen. Sie zeigen uns dafür wenigstens auch die Strassenschäden an, denen sie ausweichen. Hier im Tal werden Kaffeepflanzensetzlinge gezogen und vor den an die Strasse grenzenden Häusern sind Kaffeebohnen zum Trocknen ausgelegt. Kurz vor der Grenze machen wir auch den Tank auf dem wir fahren nochmals randvoll und stürzen uns in das in Zentralamerika offensichtlich übliche Gewusel an den Grenzübergängen. Auf der guatemaltekischen Seite in La Mesilla, das an einem Hang hoch über fruchtbaren Feldern, die auf mexikanischem Grund liegen, thront, sind wir in zehn Minuten ausgereist.
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